Das Goldfuß-Museum hatte in diesem Jahr vier Stationen vorbereitet, die den Beginn des Lebens und seine faszinierenden Entwicklungsschritte veranschaulichten. Beginnend mit den ältesten, einzelligen Lebewesen des Präkambriums konnten sich die Schülerinnen und Schüler in den Bereichen "Pflanzen", "Wirbellose" und "Wirbeltiere" umsehen. Am Empfang koordinierten Bettina Krumbiegel und Georg Heumann die interessierten Besuchenden, verteilten Stempel – und saure Dinos!
Die erste Station, das "Präkambrium", wurde von Doktorandin Teresa Franke betreut. "Das älteste Fossil hier bei uns ist ein 3,4 Milliarden Jahre alter Stromatolith. Dieses geschichtete Gestein entstand durch die Aktivität unterschiedlicher Mikroorganismen," erklärt sie. Eine besondere Rolle spielten dabei die photosynthesebetreibenden Cyanobakterien, durch die der Sauerstoffgehalt in der Atmosphäre erstmals anstieg. Erst viel später, vor rund 570 bis 540 Millionen Jahren, lassen sich die ersten komplexen, vielzelligen Organismen finden, die als "Ediacara-Fauna" bekannt sind. "Häufig wurde ich gefragt, ob man diese Fossilien im Meer gefunden hat, weil sie ja dort lebten. Die Antwort ist: Nein. Sie wurden an Land entdeckt, weil ehemalige Meeresböden durch plattentektonische Bewegungen angehoben wurden und heute an der Erdoberfläche liegen."
Marcel Holle zeigte den interessierten Schülerinnen und Schüler eine vergleichsweise junge Welt vor rund 15 Millionen Jahren. Damals bot das Rheinland eine Landschaft, wie man sie heute eher aus Norddeutschland kennt: Moore. Über Millionen von Jahren wuchsen hier Pflanzen, die immer wieder von der Ur-Nordsee überflutet wurden und neu gediehen. Walnussverwandte, Nadelhölzer und andere Pflanzen prägten das Landschaftsbild. "Paläobotanik wirkt auf den ersten Blick vielleicht nicht so spannend," meint Marcel, "aber ohne diese Pflanzen wäre nie Kohle entstanden – insbesondere nicht die großen Braunkohlereviere. Zudem helfen uns Pflanzenfossilien dabei, vergangene Klimabedingungen zu rekonstruieren. Fossile Tiere sind faszinierend, aber um zu verstehen, wie die Landschaft einst aussah, brauchen wir die Paläobotanik." Besonders beeindruckt waren die Schülerinnen und Schüler wohl von der Vorstellung, dass Bonn einst an der Meeresküste lag und hier Krokodile lebten.
Zwei weitere Stationen widmeten sich ausgewählten Tiergruppen. Eine davon befasste sich mit den Weichtieren, auch Mollusken genannt. Zu ihnen gehören Schnecken, Muscheln, Tintenfische sowie weniger bekannte Gruppen wie Käferschnecken und Einschaler. Sie alle vereint ein weicher Körper, der von einer harten Schale geschützt wird. Diese Gruppe ist für die Paläontologie von unschätzbarem Wert, da ihre Schalen häufig massenhaft in Gesteinen erhalten bleiben. An ihnen lassen sich Alter, Entstehung und Umweltbedingungen der Gesteine ablesen. Alina Winkler hatte an diesem Tag nicht nur fossile Weichtiere, sondern auch lebende Achatschnecken dabei. "Da wir den Weichkörper fossil nie finden, müssen wir uns an heutigen Vertretern orientieren, um Verhaltens- und Lebensweisen vergangener Arten zu verstehen."
Besonders begeistert waren die Schülerinnen und Schüler von der Station von Fabian Martin. "Hier geht es um die 50 Millionen Jahre andauernde Evolutionsgeschichte der Wale und Delfine", erklärt er. Diese Meeressäuger bilden zusammen mit Flusspferden eine Verwandtschaftsgruppe, die von einem gemeinsamen Vorfahren abstammt – einem landlebenden, primitiven Paarhufer. Auch wenn man es den heutigen Walen nicht ansieht, besitzen sie noch immer winzige Becken- und Beinknochen. An fossilen Walen und Delfinen lässt sich ein charakteristisches Merkmal erkennen: ein Doppelgelenk. Dieses Merkmal findet sich nur bei Paarhufern und beweist ihre Verwandtschaft mit den Walen – selbst wenn es auf den ersten Blick nicht offensichtlich ist. "Die Entwicklung von primitiven Huftieren zu hochspezialisierten, marinen Spitzenprädatoren und den größten heute lebenden Wirbeltieren ist eine wahre Erfolgsgeschichte," fasst Fabian Martin zusammen.